die Rosenberger RoseDr. Monika Klepp

Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Hedwig von Rosenberg (1464 – 1520)


Die Töchter der Rosenberger gerieten schon früh in das Spannungsfeld der Familienpolitik. Das Recht auf Jugend und persönliches Glück spielte keine Rolle, dynastische Beziehungen zu einflussreichen Adelsgeschlechtern im Sinne der Familienraison ließen persönliche Lebensplanung und -gestaltung in den Hintergrund treten. In der berühmten Sage von der unglücklichen Perchta bestimmt die Spannung zwischen ehrgeizigen Forderungen der Familie und persönlichen Ansprüchen das Geschehen. Die schöne, 1430 geborene Tochter Ulrichs II. von Rosenberg musste auf ihre Jugendliebe , den Grafen Sternberg, verzichten und auf Wunsch des Vaters den Grafen Liechtenstein aus der Steiermark heiraten. Nach einer unglücklichen Ehe kehrt sie als Witwe nach Schloss Neuhaus zurück. Wegen ihres weißen Witwengewandes wird sie als die „Weiße Frau“ bezeichnet, die selbst nach ihrem Tode keine Ruhe findet und die Schlossbewohner vor guten und schlechten Ereignissen warnt.

Hedwig von Rosenberg wurde schon früh, diesem Standesdenken gemäß, verheiratet, sie wurde aber, zumindest was eine Stiftung betrifft, eine ihrem Gatten ebenbürtige Persönlichkeit, die ihre Spuren im Zeichen der Rose hinterlassen hat. Geboren am 20. Jänner 1464 als siebentes von zehn Kindern des Johann II. von Rosenberg wurde sie bereits im Alter von 13 Jahren mit Wolf von Grafeneck vermählt. Nach dessen Tod heiratete sie 1482 Tobias von Boskowitz, der 1493 verstarb. In 3. Ehe heiratete sie 1496 Gregor von Starhemberg, der die Burg Pürnstein zu Lehen hatte.

Obwohl sie ihre Rolle im Rahmen der Rosenberger Familienpolitik erfüllte, wahrte sie ihre Persönlichkeit, auch gegenüber der Geschichte. Auf einer weithin sichtbaren Stelle in der Landschaft, in unmittelbarer Nähe der Burg, wurde 1509 mit dem Bau der Kirche St. Anna begonnen. Ebenso wie Gregor von Starhemberg scheint Hedwig von Rosenberg, deren Wappen in der Kirche mehrmals präsent ist, als Stifter auf. Eine Inschrift im Boden des Chores gibt Auskunft über Stiftung und Grundsteinlegung am 29. Mai 1509.

Darstellung Anna Selbdritt über dem Südportal
Fotos: Darstellung Anna Selbdritt über dem Südportal

Darstellung Anna Selbdritt über dem Südportal

Über dem Südportal der Kirche, die in den Jahren 1509 bis 1514 errichtet wurde, findet sich eine Inschrifttafel mit den Stifterwappen der beiden Ehegatten. Wesentliche Impulse gingen von den Rosenberger Besitzungen im Umfeld von Pürnstein aus. Hedwigs Bruder, Wok II. von Rosenberg, war Inhaber der Herrschaft Haslach, baute Verteidigungsanlagen und förderte die Errichtung des Langhauses der Pfarrkirche. Die Krumauer Bauhütte entfaltete ihre Tätigkeit, deren Steinmetze unter Hanns Getzinger mit hoher Wahrscheinlichkeit die Kirche St. Anna im Steinbruch gebaut haben. Auch die Kirche am Hollerberg wird dieser Bauhütte zugeschrieben.

Die Kunstgeschichte ordnet die Kirche der „spätesten Gotik“ zu. In verschiedenen Kunstwerken kommt das Lebensgefühl einer Endzeit oder Schwellenzeit zum Ausdruck. Kriege, Krankheiten und Seuchen, das Bewusstsein der eigenen Schuld- und Sündhaftigkeit mündeten in Lebens- und Existenzangst. Auf der Deckelplatte in der Gruftkapelle wird ein verwesender Leichnam dargestellt, von Kröten und Schlangen zerfressen. An der Nordwand der Gruftkapelle ist neben dem Starhembergerwappen die fünfblättrige Rose in Stein gemeißelt. Wir finden sie wieder auf der Kreuzwegtafel, die die Geißelung und Dornenkrönung darstellt. Diese Identifikation mit dem Leiden Christi entspricht einer Welterfahrung, in der Leiden, Tod und Zerstörung zum oftmaligen Erleben gehörten.

Darstellung Anna Selbdritt über dem Südportal
Fotos: Votivstein
Darstellung Anna Selbdritt über dem Südportal

Hinter dem Hochaltar befindet sich auf einem Granitsockel eine Rotmarmortafel mit der Darstellung Anna Selbdritt, darunter die beiden Adelswappen. Zu beiden Seiten knien die Stifterfiguren, die gefalteten Hände zum Gebet erhoben, beschützt von den Aposteln Petrus und Paulus. Gregor von Starhemberg ist in voller Rüstung dargestellt, neben Hedwig von Rosenberg kniet die gemeinsame, 1509 geborene Tochter Katharina, bei deren Geburt die Mutter bereits 45 Jahre alt war. Sie geben den Eindruck weiter, dass Frömmigkeit und Gottvertrauen über die Zeit retten. „Gott welt in durch das furgebett der heiligen sand Anna genadig und barmherzig sein“ heißt es in der Inschrift neben dem Hauptaltar. Das oftmalige Vorkommen der Gründerwappen lässt vielleicht auf ein besonderes Gebetsanliegen schließen, mit dem auch die Stiftung verbunden war.

Über Hedwig von Rosenberg ist nichts Persönliches bekannt, nur vier Dokumente in Stein geben Hinweise auf das Lebensgefühl des ausgehenden Mittelalters. Hedwig von Rosenberg verbrachte ihre letzten Lebensjahre auf der Burg Pürnstein. Sie verstarb am 29. April 1520, am Anfang eines Jahrhunderts, das bestimmt war von tiefen religiösen und sozialen Konflikten. Bestattet wurde sie in der Familiengruft der Starhemberger in Hellmonsödt.


Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Witigonen – ein Überblick im
Zeitraffer

Burgen, Ritter, Territorien
Der Markt Haslach: planmäßige
Gründung in Grenzlage

Das Stift Schlägl: die Rosenberger
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Wok von Rosenberg : Burgherr –
Politiker - Stifter

Der Rückkauf des Marktes Haslach am
11. Sept. 1341 durch Peter von
Rosenberg

Kriege und Befestigungsanlagen
Die Krumauer Bauhütte und
die Pfarrkirche von Haslach

Hedwig von Rosenberg (1464 – 1520)
Die Rosenberger als Förderer der
Marktprivilegien von Haslach

Polyxena von Pernstein
Quellen und Literatur

St. Anna im Steinbruch
Foto: St. Anna im Steinbruch


Grundriss der Pfarrkirche Haslach (nach Benno Ulm)
Foto: Rosenbergerwappen in der Gruftkapelle

Innenansicht der Pfarrkirche Haslach
Foto: Votivstein