Dr. Josef Simbrunner

Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart –
Ein kulturgeschichtlicher Streifzug
Grundlagen des Linzer städtischen Bühnenwesens:
1) Theater für den kaiserlichen Hof und als gesellschaftliches Ereignis (ab 1500)


Seit dem 15. Jahrhundert war die Burg zu Linz (urkundlich erstmals erwähnt 799) immer wieder auch habsburgische Kurzzeit- oder Nebenresidenz und als solche Hort höfischer Kultur.

Maximilian I (1459-1519) Wie seine Vorgänger und Nachfolger kunstsinnige Menschen, Gelehrte und Poeten um sich scharend, hatte der hoch gebildete Kaiser Maximilian I. (1459–1519) daselbst am 1. März 1501 die erste nachweisbare Theatervorstellung arrangiert, und zwar ein Dianaspiel, verfasst vom bedeutenden Humanisten und Dichter Konrad Celtis.(2)

Foto: Arrangeur der ersten beurkundeten Theatervorstellung im Linzer Schloss: Maximilian I. (1459-1519). Radierung von Peter Klitsch.

Das vor geladenen Gästen, unter ihnen Maximilians zweite Gattin Bianca Maria Sforza, die Fürsten Mailands und der gesamte kaiserliche Hofstaat, zur Uraufführung gebrachte Stück diente gezielt der Huldigung des Herrschers, der persönlich in die Hauptszene eingriff. Inhalt: Die römische Jagdgöttin Diana legt dem als Weidmann kostümierten Maximilian zum Zeichen der Unterwerfung die Attribute ihrer Macht, Spieß und Bogen, zu Füßen.(3)

Weitergepflegt wurde diese Aufführungstradition auch am Linzer Schloss, hervorgegangen aus der Burg Anfang des 17. Jahrhunderts unter Rudolf II. (1552–1612). So trat anlässlich des von Kaiser Matthias (1557–1619) im Jahr 1614 nach Linz einberufenen Generallandtages eine italienische „del’arte Gruppe“ auf, 1677 wurde zum Besuch des jungvermählten Kaiserpaares Leopold I. (1640–1705) und Eleonore Magdalena Theresia die Oper „Hercole acquisitore dell’immortalitá“ gegeben, deren Komponist Antonio Draghi (1634–1700) kaiserlicher Opernintendant und Hofopernkapellmeister war.(4) Zur Zeit der zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683 kamen in Linz unter Leopold I. (1658–1705) prächtige Draghi-Opern nach Texten von Nicolo Minato auf die Bühne, wozu der musikbegabte Regent persönlich Arien und Balletteinlagen komponiert hatte; 1684 gelangten im Schloss „Gli elogii“ und „Tullio Hostilio“ zur Uraufführung.


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(2) K. Celtis (1459–1508), Beiname Protucius, war 1487 durch Friedrich III. zum Dichter gekrönt und dann von Maximilian als Lektor für Rhetorik und Poetik an die Universität Wien berufen worden. Sein „Dianaspiel“ gilt als Vorläufer des humanistischen Festspiels.
(3) Im Verlauf des Spiels hatte der Kaiser den Dichter Vinzenz Lang, genannt Longinus, einen Schüler von Konrad Celtis, zum Poeta laureatus gekränzt. Zwei Gobelins von der Hand des Oberösterreichers Prof. Rudolf Steinbüchler (1901–1985), zur Eröffnung der Kammerspiele 1957 geschaffen und dort bis vor wenigen Jahrzehnten künstlerischer Raumschmuck, zeigen Maximilian unter Bezugnahme auf diese Aufführung als Jäger und Monarch; in ersterer Rolle empfängt er aus Dianas Hand Spieß und Bogen, in der zweiten überreicht er Longinus den Lorbeerkranz.
(4) Das kaiserliche Hofopernorchester galt damals als das beste der Welt. 1680 bot man im Linzer Schloss Draghis „L´ ìngegno à sorte“ und „Introinzione ad un ballo si Teutoni“, 1681 dessen Oper „La forza dell’amicizia“.

Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart – Ein kulturgeschichtlicher Streifzug

Einleitung
Grundlagen des Linzer städtischen
Bühnenwesens:
1) Theater für den kaiserlichen Hof
(ab 1500
)
Das höfische Barocktheater
2) Das Schultheater der Stände
und der Jesuiten

Bürger- und Handwerkerspiele
3) Das Spiel der Wanderkomödianten
in den Bretterbuden

Theaterviertel für die breite Bevölkerung
Das Ständische Theaterviertel /
Reitschule und Ballhaus

Das Ständische Ballhaus
Das Ringen um einen repräsentativen
Theaterbau - Pläne und Rückschläge

Das Stadt- oder Wassertheater als
erstes öffentliches Bühnenhaus

Schikaneder u. Mozart im Stadttheater
Das Marionettentheater/Sommertheater
Das Ballhaus wird aufgestockt -
Redoutensaal und Casino entstehen

Das Ende des Städtischen Wasser-
theaters

Übergangslösung Redoutensaal
Das Projekt Landestheater
nimmt Gestalt an

Errichtung im Eiltempo
Erste Vorstellung am 4. Oktober 1803

Wechselhaftte Bilanzen
Verpasste Chancen /
die "Theaterkrise" von 1932
Unter brauner Flagge
Der Betrieg zur Nachkriegszeit
Weg zum "modernen Landestheater"
Das Musiktheater im Volksgarte
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OÖ Heimatblätter 2014 Heft 3/4Artikel aus:
OÖ. Heimatblätter
2014 Heft 3/4,
Beiträge zur OÖ. Landeskunde,
68. Jahrgang,
Hrsg.: Amt der
OÖ. Landesregierung,
Dir. Kultur