Dr. Josef Simbrunner

Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart –
Ein kulturgeschichtlicher Streifzug
Grundlagen des Linzer städtischen Bühnenwesens:
3) Das Ständische „Theaterviertel“/Reitschule und Ballhaus


Eine zusätzliche Auftrittsmöglichkeit erwuchs fahrenden Gruppen ab 1670 an der oberen Promenade, wo die kulturell äußerst aufgeschlossenen Stände auf dem Areal der heutigen Landeskulturdirektion im selben Jahr ein zweites, vornehmeres, „Theaterviertel“ eröffneten.(11)

Die Ständische Reitschule auf der Promenade kurz vor dem Abbruch im Jahr 1907. Kaiser Ferdinand III. hatte den Ständen bereits 1644 den dortigen, zum Schloss gehörigen „Mauthgarten“ zwecks Aufrichtung einer Reitschuell samt Turnierplatz zum Geschenk gemacht.

Foto: Die Ständische Reitschule auf der Promenade kurz vor dem Abbruch im Jahr 1907.

Noch im Jahr der Fertigstellung verwilligten die Eigentümer den zum Ostermarkt in Linz eingetroffenen Wanderschauspielern (d. h., einer „genehmen“ Schar) die neue Reitschule (12) als Spielort. Flugs entfaltete sich ein reger Aufführungsbetrieb, wobei die Stände – im Gegensatz zum Pendant am Donaustrom – als Hausherren die Auswahl der Schauspieler jeweils selbst trafen, Einfluss auf die Programmgestaltung nahmen und die Corona der, ausschließlich geladenen, Gäste nach Gutdünken festlegten. Ab 1682 traten in der Reitschule die angesehenen Eggenbergischen Komödianten auf; 1687 vermeldete die Truppe, dass sie bereits an fünf Jahr allhier die hohe Gnad genossen, mit letzten Comoedien eine hochlöbliche Landschaft in dem Reitplatz unterthänigst zu bedienen.

Ensembles, denen die Reitschule nicht „verwilligt“ wurde, mussten weiterhin hoffen, vom Magistrat einen Platz an der Donaulände zugewiesen zu erhalten.


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(11)   Nach Westen zu geschützt durch die Stadtmauer mit Wall und Graben.
(12)   Sie diente der Ertüchtigung der Ständischen Jugend und wurde erst 1907 abgetragen.



Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart – Ein kulturgeschichtlicher Streifzug

Einleitung
Grundlagen des Linzer städtischen
Bühnenwesens:
1) Theater für den kaiserlichen Hof
(ab 1500)

Das höfische Barocktheater
2) Das Schultheater der Stände
und der Jesuiten

Bürger- und Handwerkerspiele
3) Das Spiel der Wanderkomödianten
in den Bretterbuden

Theaterviertel für die breite Bevölkerung
Das Ständische Theaterviertel /
Reitschule und Ballhaus

Das Ständische Ballhaus
Das Ringen um einen repräsentativen
Theaterbau - Pläne und Rückschläge

Das Stadt- oder Wassertheater als
erstes öffentliches Bühnenhaus

Schikaneder u. Mozart im Stadttheater
Das Marionettentheater/Sommertheater
Das Ballhaus wird aufgestockt -
Redoutensaal und Casino entstehen

Das Ende des Städtischen Wasser-
theaters

Übergangslösung Redoutensaal
Das Projekt Landestheater
nimmt Gestalt an

Errichtung im Eiltempo
Erste Vorstellung am 4. Oktober 1803

Wechselhaftte Bilanzen
Verpasste Chancen /
die "Theaterkrise" von 1932
Unter brauner Flagge
Der Betrieg zur Nachkriegszeit
Weg zum "modernen Landestheater"
Das Musiktheater im Volksgarte
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